GESCHICHTE SIEVERING


Mit dem Aufkommen der Weinbauorte im 11.u. 12. Jahrhundert dürfte auch im Erbsenbachtal eine Ansiedlung gegründet worden sein, deren Name um das Jahr 1114 zum erstenmal als Sufrigen das heutige Sievering erwähnt wird.
Die Legende führt aber die Gründung des Ortes auf eine viel frühere Zeit, auf den heiligen Severin (+ 482) zurück, der hier seine Zelle gehabt haben soll. – Die Geschichte lehrt anders; durch die Forschungen Renners steht fest, daß der heilige Severin nicht in dieser Gegend gelebt hat sondern in Mautern.
Doch war den Römern das Sieveringer Tal bereits wohl bekannt und die Steinbrüche wurden zur Gewinnung von Bausteinen benützt, wie Funde in Sievering und römische Mauerreste beweisen, die man bei Grabungen in der Inneren Stadt aufgedeckt hat und die aus Sieveringer Sandstein erbaut sind.

Bayrische Ansiedler in geringer Zahl und nach 1043 fränkische Siedler dürften, wie ringsum, auch hier den Grund zur Ansiedlung gelegt haben. Auf bayrische Besiedelung deutet der Ortsname mit der Endung –ing und die zahlreichen Familiennamen alter Hauerfamilien mit der Endung – inger ( Schachinger, Graninger, Wöginger, Risinger, Daringer ... ), Namensbildungen, die bei den Franken nicht gebräuchlich waren. Manche von den alten Hauerhäusern zeigen dagegen heute noch die fränkische Hausform (Giebel zur Straße gekehrt), die bei den Franken üblich war, und auch die Anlage als Straßendorf weist auf fränkische Ansiedler hin. Wegen des beschränkten Raumes im engen Tale wurden die Reihenhöfe nicht so regelmäßig angelegt wie rings in anderen Orten, doch sind Häuser wie Sieveringerstrasse 172, 227, 251 noch in ursprünglicher Bauform erhalten. Die Bewohner pflegten nämlich überall die Hausformen, die die ersten Ansiedler ins Land brachten, streng zu bewahren und bei Umbauten meist in gleicher Gestalt wieder zu bauen.

Im Erbsenbachtal legten also Bayern und Franken ihre Wohnstätten längs des Baches an, hinter den Häusern ließen sie die zugehörigen Grundstücke bis zur Bergeshöhe hinan, von Weingärten, Wiesen, vielleicht auch kleinen Gehölzen („Schachen“, daher Schachinger) unterbrochen.
Diese Flureinteilung nennt man Waldhufendorf; es deutet auf eine Siedlung hin, die auf gerodetem Waldboden durch neuangesiedelte Untertanen einer Grundherrschaft gebildet wurde.
Die Nachsilbe –ing bedeutet eine Zusammengehörigkeit irgend einer Art.
Ursprünglich waren in beiden Ortsteilen grundherrliche Meierhöfe vorhanden, um die die Hauer als Untertanen der Gutsherrschaft angesiedelt waren.
Im 12. Jahrhundert entstanden aus solchen Meierhöfen meist Dörfer. Für eine solche Entstehung der beiden Dörfer Ober- und Untersievering sprechen auch die Urkunden des 14. Jahrhunderts; denn 1377 wird Pfarrer Johannes an der Kirche „Mitterhofen, gelegen zwischen paiden Sufringen“ erwähnt
Im ältesten Zehentregister des Stiftes Klosterneuburg (1355) wird ein „plebanus de Mitterhoven“ (Pfarrer von Sievering) genannt.

Der Ortsname Sievering wird von 1150 an häufig in Urkunden erwähnt. Die ältesten Formen sind: Sufringen, SUUERINGEN 1160; erst im 14. Jahrhundert finden sich Schreibweisen , die an Severin anklingen.
Im 16. und 17. Jahrhundert findet sich sogar die Form Sehfringen, so auch an der Daringersäule 1606.

Im Jahre 1330 wird Ober- und Under Sufferingen zuerst getrennt angeführt (Stiftungsurkunde der Sieveringer Kirche) die Trennung der beiden Orte muß also früher geschehen sein. Welcher Teil älter ist, lässt sich nicht mehr feststellen. Die Kirche lag an der Grenzscheide beider Orte, als sie später in der Ausdehnung zunahmen, wuchsen beide Häuserzeilen zu einem langgestreckten Staßendorf zusammen. Die Grenze der beiden Orte verlief in der Höhe Sieveringerstrasse 181.

Nach Sievering nannte sich auch ein Ministerialiengeschlecht der Babenberger ( Niederer Adel), wie solche auch in anderen Orten um Wien ansässig waren. Im Salbuch des Stiftes Klosterneuburg erscheint mehrmals ein Odlrich ( Ulrich) de Suuveringen zwischen den Jahren 1137 und 1160 genannt, in letzterem Jahre als Zeuge mit seinem Bruder Rüdiger de Suuveringen in einer Urkunde Heinrichs II Jasomirgott. Im Klosterneuburger Salbuch (Traditionsbuch oder Verzeichnis der Schenkungen an das Kloster) werden ferner noch genannt Sieghart und Adelpertus de Siuveringenn. Andere Glieder dieses Geschlechtes sind nicht bekannt, ebenso blieb Ihr Wappen unbekannt. Ihr Besitz in Sievering war zweifellos ein babenbergisches Lehen, den Markgraf Leopold III. der Heilige besaß das Kahlengebirge. Er war es auch der im Jahre 1134 Sievering dem Stifte Klosterneuburg schenkte das durch Kauf, Tausch und private Schenkungen vor 1300 den größten Grundbesitz in Sievering hatte. Noch 1307 schenkte Wulfing von Tribuswinkel seinen Grundholden „Georgen v. Sufring“ samt allen Nachkommen dem Stift Klosterneuburg und 1364 kaufte es von Georg v. Wolkersdorf einen Gelddienst „ze obern Sueffringe“

Der Weinbau wurde im 13.u.14 Jahrhundert viel ausgedehnter betreiben als heute. Klöster hatten ebenfalls in Sievering Weingartenbesitz, so das Schottenkloster, Heiligenkreuz, Zwettel und Göttweih, wie deren Urkundenbücher bezeugen. Es wr dies nicht zusammenhängender sondern Streubesitz.
Größeren Besitz verwalteten Amtleute des Klosters, die Ihren Sitz im sogenannten Berghof hatten, ein solcher wird in Sievering seit 1339 erwähnt.
Wiener Bürger besaßen hier Weingärten, auch die Herren Topolic (Döbling) erscheinen hier begütert. Den größten Besitz nach 1300 hatte die Karthause Gaming. Schon bald nach Ihre Gründung 1330 begannen die Erwerbungen an Grundbesitz in Sievering, Grinzing und Umgebung. Einen ansehlichen Zuwachs brachte dem Kloster die Schenkung Herzog Albrechts III. im Jahre 1358. Größere Ankäufge erfolgten 1380.
Gaming hatte schon im Jahre 1367 einen Bergmeister in Sievering. 1381 erscheint NYclas ze Suerfing als Amtmann des Klosters, 1396 Thomas der Amtmann und sein Sohn Stephan als Bergmeister. Letzterer war ein begüteter Mann, der 1426 in seinem Testamendt eine Messestiftung an der Sieveringer Pfarrkirche errichtete.

1423 finden wir Stephan den Schönen als Bergmeister und Amtmann in Unter- Sievering und 1433 Tibold in gleicher Stellung.

Auch eine Hauerzeche bestand damals, denn im genannten Testament vermachte Stephan „sein leiten holcz in die zech zu paiden Sieffering“
und bestimmte, daß sämtliche Mitglieder der Zeche Anteil daran haben sollten gegen die Verpflichtung, an seinem Todestage jährlich eine feierliche Seelenmesse halten zu lassen. Zu dieser Zeit war Niclas der Lueger Zechmeister nach 1512 wird Georg „Zechmeister zu Nieder-Sufering“ Genannt. Banntaidinge (Gerichtsverhandlungen) werden in Sievering erwähnt in den Jahren 1601,1623,1665.
Nur eine Bestimmung aus einer dieser Banntaidinge betreffend der Wegeerhaltung:
„Erstlichen sollen erhalten werden drei fartweeg in die Sonbergrieth hinein. Item die pergsteig und läglersteig, wie sich solche von altershero befinden hinter dem Dorf herauf. Nicht wenig ist ein pergsteig ober des dorf in die Krottenbäch hinaus“ Ein „fueßsteig unausgemerkter“ führte über „die höche in Häckenberg. .Ingleichen ein läglersteig durch ein enges Gäßerl.“ Ein Bergsteig vom Dorfe „Siffring“ bis auf „Grünzing“ – Eben ein pergsteig auf Grünzing über da? gebürg und ein läglersteig von eoinem gäßl dardurch man waßer in daß gebürg tragen kann“

Obersievering hatte inzwischen öfter seinen Besitzer gewechselt. 1134 war es zwar von Leopold an das Stift Klosterneuburg übergeben worden, aber Ober-Sievering dürfte später wieder an die Landesfürsten zurückgefallen sein, denn 1498 verlieh es Maximilian I. an Nikolaus und Georg Zinth als Lehen. 1528 erscheint Obersievering als Lehen des Oberkämmereramtes in Österreich und wird im selben Jahr von Ferdinand I. an Sigmund und Reinprecht v. Eberstorf mit 15 Pfennig Gülten verliehen. 1159 kam der Ort durch Erbschaft an Lorenz Saurer Von Sauerburg, 1583 erhielten ihn Maximilian, Georg und Jakob Saurer von Sauerburg und im Jahre 1592 Jakob alleine.

Sievering, ist seit 1890/92 Teil des 19. Wr. Bezirks Döbling.

Die ehemaligen 2 Dörfer Ober- und Unter-Sievering haben noch teilweise ihren Charakter als Weinhauerdörfer bewahrt.

An Fortsetzung wird gearbeitet


Ortsgeschichte von Unter- und Obersievering Dr. Franz Schwarz
Quelle Döblinger Heimatkunde 1921